Was ist Islam ?
Was ist Islam?
Von Dr. Muhammad Fazlurrahman Ansari1
Übersetzt von Muhammed F. Bayraktar
www.ahlu-sunnah.de
1 Dr. Muhammad Fazlurrahman rahmatullahi ‘alayh war ein bekannter islamischer Theologe, ein Gelehrter der islamischen und modernen Philosophie, der vergleichbaren Religionen, Psychologie und Sozialwissenschaften. Als ein Da’i – Einlader zum Islam – bereiste er die gesamte Erde, um verschiedene islamische Gemeinschaften spirituell und moralisch zu erhöhen. Er gründete die World Federation of Islamic Mission in Karachi, Pakistan. Darüber hinaus war er ein Scheich der Qadiri Tariqah und veröffentlichte eine Vielzahl islamischer Werke.
A. Religion der Einheit
1. Einheit Gottes
Islam lehrt die reinste Form des Monotheismus und betrachtet den Polytheismus, den Mehrgötterglauben, als die schwerwiegendste Sünde. Ein Muslim bezeichnet und spricht über Gott mit Seinem Eigennamen: ALLAH. Das Wort „Gott“ und die Synonyme dieses Wortes in anderen Sprachen sind labil und biegsam in ihren Nebenbedeutungen [das heißt: das Wort Gott kann auch für andere „Dinge“ benutzt werden und auch andere Bedeutungen tragen]. ALLAH, gemäß dem Islam, ist der eine Gott, der in Seiner Person unteilbar ist und der keinen Teilhaber, Gleichgestellten, Sohn, keine Tochter und Frau hat. Er ist der Unvergleichbare und „die Null ist wie Sein Gleichnis“. „Weder zeugt Er, noch wurde Er gezeugt.“ Er ist der Erste, der Letzte, der Ewige, der Unendliche, der Allmächtige, der Allwissende, der Allgegenwärtige. Er ist der Erschaffer, der Ernährer, der Erhalter aller Dinge. Er ist auch der Allgerechte, der Rächer des Unrechtes, welches den Armen, Schwachen und Ungerechten angetan wurde, der Allbarmherzige, Allgnädige, Liebende, Leitende, der Freund, der Glorreiche, der Wundervolle und die Wahrheit. Kurz gesagt wohnt Ihm jegliche Exzellenz und Perfektion inne.
Über das Gottesbild im Islam sprechend, sagte Gibbon, der berühmte westliche Historiker: „Der Glaube Muhammads ist frei von Zweideutigkeiten und der Qur’an legt ein glorreiches Zeugnis für die Einheit Gottes ab. Der Prophet von Makkah lehnte die Verehrung von Götzen und Menschen, von Sternen und Planeten, ab, aus dem vernünftigen Grundsatz heraus, dass alles, was aufgeht, untergehen, was geboren ist, sterben, was vergänglich ist, verfallen und vergehen muss. Als Urheber des Weltalls erkennt und betet er ein unendliches und ewiges Wesen an, ohne Form und Ort, ohne Herkunft oder Ähnlichkeit, das sich bewusst ist über unsere geheimsten Gedanken, das existiert aufgrund der Notwendigkeit Seiner eigenen Natur und aus sich selbst heraus jegliche moralische und intellektuelle Vollkommenheit schöpft. Diese hervorragenden und offenen Wahrheiten werden von den Kommentatoren des Qur’ans mit metaphysischer Präzision definiert. Ein philosophischer Theist [Gottgläubiger] würde sich wohl dem berühmten Glauben Muhammads zuschreiben.“
2. Die Einheit des Universums
Gemäß dem Islam resultiert aus der Einheit des Schöpfers die Einheit des Universums, d. h. die Einheit der Schöpfung und die Einheit des Sinns. In anderen Worten: Der Kosmos befindet sich in einer moralischen Ordnung.
3. Die Einheit der Menschheit
Der Islam betrachtet die gesamte Menschheit als „biologische Einheit“ – eine einzige Familie – und sagt ausdrücklich, dass die Unterscheidungen auf weltlicher Ebene, nämlich in Rassen, Farben, Sprachen oder Länder, kein Grund für Behauptungen sein können, dass eine Gruppe besser sei als die andere. Die einzige Unterscheidung, die „Wert“ hat, ist die Unterscheidung auf moralischer und spiritueller Ebene – nämlich der Unterschied in der Taqwa, der Frömmigkeit oder Rechtschaffenheit.
Professor H.A.R. Gibb, der berühmte englische Islamkritiker, sagt: „…Islam…. besitzt eine herrliche und beeindruckende Tradition des Verständnisses und der Zusammenarbeit verschiedener Rassen untereinander. Keine andere Gemeinschaft hat Aufzeichnungen von solchem Erfolg in der Vereinigung, der Gleichstellung, der Möglichkeiten und der Anstrengung so vieler verschiedener Rassen der Menschheit… Wenn jemals die Differenzen und Oppositionen der verschiedenen großen Gemeinschaften im Osten ersetzt werden sollen mit einer Kooperation, dann ist der Islam eine unentbehrliche Bedingung für die Vermittlung dessen.“ (Whiter Islam?, S. 379)
4. Einheit der Religion
Gemäß dem Islam sind dem menschlichen Verstand, trotz seiner großen und mächtigen Fähigkeiten, natürliche Grenzen gesetzt. Aufgrund dessen sind weder die normativen noch die empirischen Wissenschaften imstande, die Menschheit zu einem sicheren Wissen über die ultimative Wahrheit und dem Lebenskodex, der darauf basiert, zu führen. Die einzige Quelle sicheren Wissens, die der gesamten Menschheit offensteht, ist – schlussfolgernd – die göttliche Leitung. Dieser Weg war seit Anbeginn der Menschheit für jeden Menschen auf der Erde zugänglich und offen. Allah erhob seine „Propheten“ und „Gesandten“ und offenbarte ihnen Seine Rechtleitung, damit sie dies den Menschen vermitteln. Von der gleichen Quelle stammend waren deswegen alle offenbarten Religionen nur eine Religion, nämlich der ISLAM.
Allahs Propheten und Gesandte kamen weiterhin in jedes Land und zu jeder Gemeinschaft, um in ihrem beschränkten Umfeld tätig zu werden. Nach einiger Zeit ging diese Offenbarung entweder verloren oder wurde durch menschlichen Einfluss verändert. Neue Propheten kamen mit neuen Erlässen und die Menschheit schritt voran. Von ihren kindlichen Anfängen wurde sie erwachsen. Als die Menschheit davor stand, eine Familie zu werden, kam anstatt einer örtlichen Rechtleitung eine perfekte, finale und permanente Offenbarung, welche die gesamte Menschheit für alle Zeiten ansprach. Diese Offenbarung wurde im 7. Jahrhundert nach Christus dem Menschen geschenkt. Diese Offenbarung vereinigte alle vorangegangenen Offenbarungen in sich und setzte somit ein Siegel auf die Einheit aller Religionen, nämlich den Islam. Die Schrift, welche sie heiligt, ist der geehrte
Qur’an. Der Prophet, der sie brachte, ist der Führer der gesamten Menschheit, Muhammad, der Segen und Frieden Allahs seien auf ihm.
Somit sind alle Propheten Gottes, von Adam bis Noah, Abraham, Moses und Jesus – der Friede Allahs sei über allen – die Propheten der Muslime und der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Friede seien auf ihm, war der letzte und finale Prophet. Alle göttlichen Schriften sind die Schriften der Muslime, obwohl der Muslim nur dem Qur’an folgt, denn nur er allein existiert in seiner originalen Reinheit und nur er allein beinhaltet die Religion des Islams, welchem alle rechtgeleiteten Menschen seit dem Anbeginn der Menschheit und ihrer Existenz folgen.
5. Einheit der Geschlechter
Die unterschiedlichen Aufgaben der Geschlechter führten in verschiedenen Kulturen dieser Welt dazu, die Frau als ein Wesen zu betrachten, das einer untergeordneten Spezies angehört, womit ihre unmenschliche Behandlung gerechtfertigt wurde. Islam wiederlegt ausdrücklich diese Annahme und lehrt, dass beide, Mann und Frau, von gleicher Essenz sind, der gleichen Quelle entspringen und somit beide den gleichen, vollwertigen Status als Mensch besitzen. Ihre Aufgaben und Interessen sind, anstelle zueinander feindlich gestellt zu sein, sich gegenseitig ergänzende Eigenschaften. Die natürliche Beziehung zwischen den Geschlechtern, in all ihren Aspekten, besteht somit aus Liebe und Harmonie, ohne die jeglicher menschlicher Fortschritt unmöglich ist.
6. Einheit der Klassen
Islam zielt auf die Hervorbringung einer klassenlosen Gemeinschaft ab, indem er jegliche sozialen Konflikte eliminiert (durch die Einverleibung der unterschiedlichen Interessen). Auf wirtschaftlicher Ebene setzt der Islam auf das Prinzip, dass es dem Reichtum nicht gestattet sein sollte, nur unter den Reichen zu zirkulieren und setzt sich durch Gesetze und Institutionen ein kooperatives Gemeinwesen der Fähigkeiten als Ziel. Auf politischer Ebene steht der Islam für ein kooperatives Gemeinwesen derer, die nach Rechtschaffenheit trachten.
Als Ganzes gesehen ist der Islamische Staat ein Sozialstaat, in der die Oberherrschaft Allah allein gebührt und in der kein Mensch das Recht hat, über andere Menschen zu herrschen, außer mit dem Namen Allahs und gemäß Seinem Willen und in dem niemand, nicht einmal der Führer des Staates, über den Gesetzen steht. Absolute Gerechtigkeit ist das Schlüsselwort und die Etablierung der Rechtschaffenheit ist das Ziel. Die Tugenden der islamischen Sozialethik entlockten vielen ein Lob, sogar jenen, die normalerweise feindliche Kritiker sind. Als Beispiel sagt H. G. Wells: „Islam schaffte eine Gesellschaft frei von verbreiteter Gewalt und sozialer Unterdrückung, mehr, als es je irgendeine Gesellschaft in der Welt zuvor schaffte.“ (Outline of History, S. 325)
H. A. R. Gibb sagt: „In der westlichen Welt bewahrt der Islam immer noch das Gleichgewicht zwischen übertriebenen Gegensätzen. Beidem entgegengesetzt, der Anarchie des europäischen Nationalismus oder der Reglementierung des russischen Kommunismus, hat
er sich nicht dem Wahn nach der wirtschaftlichen Seite des Lebens gebeugt, welche die Charakteristik des gegenwärtigen Europas und Russlands ist.“ (Whiter Islam?, S. 378)
Prof. Louis Massignon sagte: „Islam besitzt die Tugend, dass er für ein Konzept einer starken Gleichberechtigung [der Menschen] steht… er besitzt eine schlichtende Position zwischen den beiden Doktrinen, die des bürgerlichen Kapitalismus und die des bolschewistischen Kommunismus.“ (Whiter Islam?, S. 378)
7. Einheit der menschlichen Aktivitäten
Islam sieht die menschliche Persönlichkeit als eine „Einheit“ und daraus schlussfolgernd betrachtet er die Unterscheidung in „säkular“ und „religiös“ als unwissenschaftlich, irrational und absurd. Das Leben eines Muslims, seine individuelle und soziale Seite, ist ein Leben für Gott und nur für Gott allein. „Islam“, sagt Dudley Wright, Wissenschaftler für vergleichbare Religionen: „ist nicht nur ein Glaube: Es ist ein Leben, das gelebt werden kann. Im Qur’an können Anweisungen gefunden werden, welche manchmal die kleineren Details des Lebens darstellen, aber die man nicht als klein erachten kann, wenn man beachtet, dass das Leben für Gott gelebt wird. Die Muslime glauben an Gott allein. Das Ziel des Muslims ist es, gottgebunden zu sein, und sich darin zu bemühen, sein Wissen über Gott zu erweitern – und zwar in allem, was er tut. Von der Wiege bis in das Grab lebt der wahre Muslim ein Leben für Gott – und nur für Gott allein.“
B. Religion der „Ergebung in den göttlichen Willen“
Das Wort Islam bedeutet: „Ergebung“ und, als ein religiöses Fachwort, deutet es „die Ergebung in den göttlichen Willen und Dessen Befehle“ an. Als ein solches ist der Islam gleich umfassend wie die Natur. Denn alles in der Natur ergibt sich ohne Einwand dem göttlichen Willen. Die einzige Ausnahme in der Natur ist der Mensch. Er muss den Islam aus freien Stücken wählen und somit sein Schicksal erfüllen, indem er auf der gleichen Linie wie die restliche Schöpfung Gottes schreitet.
Goethe, der bekannte philosophische Dichter Deutschlands, sagt:
„Närrisch, dass jeder in seinem Falle
Seine besondere Meinung preist!
Wenn Islam Gott ergeben heißt,
Im Islam leben und sterben wir alle!“
[Westöstlicher Diwan]
C. Die Religion der Natur
Die Aussagen oben zeigen, dass der Qur’an in klaren Worten betont, dass „Muslimsein“ bedeutet, in Einklang mit der wahren menschlichen Natur zu leben und aufzuwachsen, sowie im Einklang mit der Natur um ihn herum zu sein. Islam bedeutet somit die Übereinstimmung mit den Naturgesetzen.
D. Die Religion der Disziplin
Das Konzept der Ergebung in den göttlichen Willen und der Übereinstimmung mit dem Naturgesetz, wenn es denn wirklich aktiv im menschlichen Leben verwirklicht wird, resultiert in der gesündesten Form der Disziplin; Und Islam ist die Religion der Disziplin par excellence.
In seinem berühmten Buch: „First and Last Things“, schreibt H.G. Wells: „Die Aggression, die Disziplin und die Ergebung des Muhammadanismus machen sie, glaube ich,…zu einer feinen und ehrhaften Religion für den Menschen. Sein Geist, wenn nicht gar seine Formel, ist stetig in unserer modernen Welt präsent… Ich habe keinen Zweifel daran, dass der Mensch in der Ergebung zu einer mächtigen Gottheit und dem Dienst an sein Reich der strengen Gesetze und Ordnung, wenn sie effizient aufrecht gehalten werden, Errettung finden wird und gefunden hat.“
Der deutsche Orientalist Friedrich Delitzsch gibt zu, dass ein Muslim: „durch seine religiöse Ergebung in den Willen Gottes eine beispielhafte Geduld gegenüber Unglücken hat und er bei vernichtenden Unfällen eine erstaunliche Kraft und Klarheit seines Verstandes bewahrt.“ (Die Welt des Islam, S. 28)
E. Religion der Wahrheit
Das Konzept der Wahrheit ist ein Knackpunkt in der Islamischen Religion und durchströmt die gesamte allgemein Ordnung, die der Islam repräsentiert. Nicht nur die Wahrheitsliebe ist ein fundamentaler Wert der Islamischen Moral – ein Wert, der das Fundament des muslimischen Charakters bildet. Gott selbst wird im Qur’an als: „Die Wahrheit“ oder „Der Wahre“, der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Frieden seien auf ihm, wird als der „Träger der Wahrheit“, der Qur’an als „Die Wahrheit“ und die Wohnplätze nach dem Tod für die Rechtschaffenen als „Der Wohnsitz der Wahrheit“ bezeichnet.
F. Religion der Mäßigung
Islam ist die Religion der Reinheit und Mäßigung par excellence. Er betont nicht nur die Reinheit des Verstandes und des Herzens, welche verschiedene andere Religionen ebenfalls betonen, sondern gleichsam die Reinheit des Körpers, welches das fundamentale Prinzip ist, wodurch eine harmonische Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit geformt wird. Deswegen verbietet es das Trinken und Essen irgendeiner ungesunden und schadhaften Essenz, die dem Körper oder dem Verstand schaden könnte. Dadurch beschränken sich seine Verbote nicht nur auf alle berauschenden Elemente wie Opium, Wein etc., sondern schließen ebenfalls alle anderen, für die menschliche Entwicklung schadhaften Dinge ein. Letztendlich schließt die islamische Mäßigung auch alle schlechten Gedanken, Gefühle und Taten ein.
G. Religion der Schönheit
Anders als manch andere Religionen ist der Islam keine Religion, welche die Welt geringschätzt oder eine Religion, welche jedwede fundamentalen Werte ablehnt. Er ist positiverweise und definitiv eine Religion der Erfüllung – Erfüllung aller Fähigkeiten und
positiven Leistungen, welche Gott dem Menschen gab. Ästhetische Kultur formt deswegen ein Teil des islamischen Lebens – natürlich beherrscht und kontrolliert durch die islamische Moral und deren spirituelle Prinzipien. Im Islam durchdringt das Konzept der Schönheit ständig die gesamte menschliche Aktivität – nein, die gesamte kosmische Ordnung. „Allah“, sagt der Prophet: „ist schön und liebt das Schöne.“ Schönheit in Wort, Tat und Gedanken und in allen kreativen Aktivitäten ist das islamische Ideal.
Islam erlaubt die Kunst mit spirituellen und moralischen Begrenzungen. Sein Motto ist nicht „Kunst zum Wohle der Kunst.“, sondern „Kunst zum Wohle des Lebens.“, wodurch eine wahre Vermischung spiritueller, moralischer und physikalischer Schönheit – das rationale und harmonische Ziel des menschlichen Lebens – erreicht wird.
H. Religion der Vernunft
Islam betrachtet die Vernunft als das auserwählte Privileg des Menschen und als Gottes geehrtes Geschenk und der geehrte Qur’an ermahnt die Menschheit viele Male, die Vernunft bei sozialen und natürlichen Phänomenen sowie im Verständnis der Nachricht und der Ausübung der Rechtleitung zu benutzen. So gibt er der persönlichen Beurteilung einen entsprechenden Platz im Leben des Muslims. Intellektuelle Kultur im Allgemeinen stellt eine geehrte Form des Strebens des menschlichen Lebens im Islam dar. Das Lernen sowie die Pflege des Wissens wurden einem jedem Muslim zur Pflicht gemacht, Mann und Frau gleichermaßen.
I. Religion der Ablehnung des Aberglaubens
Der Islam ist eine positiv-rationale Religion und ist entgegengesetzt zu mysteriösen Kulten und Religionen mit mysteriösen Dogmen, deren Akzeptanz allgemein auf blindem Glauben beruht. Über die Ablehnung des Aberglaubens, der Bestätigung des Verstandes und der Vernunft im Islam, sagt Godfrey Higgins: „Kein Relikt, Bild oder Mutter Gottes beschämt seine (Muhammads) Religion. Kein solcher Glaube wie die Wirksamkeit des Glaubens ohne Taten oder einer Reue im Todesbett, einer vollkommenen Vergebung der vorherigen Sünden, Sündenerlass oder Beichten, welche dazu da sind, den Menschen erst zu korrumpieren, dann ihn der Macht der Priesterschaft auszuhändigen, welche ihn sicherlich noch korrupter und niedriger sein ließ, als er es selbst sein konnte. Nein, wahrhaftig! Die Anbetung des einen Gottes, ohne Mutter, Mysterien oder geheuchelten Wunder und die Bestätigung, dass er, ein Mann, gesandt wurde, um die Aufgaben für die Anbetung des Schöpfers allein zu predigen, macht den simplen Teil des monotheistischen Glauben Arabiens aus.“ (Apology for Muhammad)
J. Religion der Taten
Islam steht in scharfem Kontrast zu den Religionen, welche die Erlösung und Errettung des Menschen an die Akzeptanz verschiedener komplizierter, unerklärlicher Formeln binden. Einfachheit ist das Schlüsselwort und Rationalität ist das Herzblut in seinen Adern, weswegen er beidem, Glauben und Tat, ihren gerechten Platz gibt. An welcher Stelle auch immer der Qur’an die Thematik der Erlösung des Menschen aufgreift, fundiert er es auf
„rechtem Glauben“ und „rechtschaffenen Taten“, wobei er das Erste als die Basis und das Zweite als die darauffolgende Konsequenz erachtet.
K. Religion des gleichgewichtigen Fortschritts
Das islamische Leben ist eines, welches geführt wird, um Falah zu erreichen. Falah bedeutet „das Herausarbeiten versteckter Begabungen.“ Deswegen: Ein Muslim muss ständig nach Fortschritt streben… ein Fortschritt, der von Rechtschaffenheit kontrolliert und von der göttlichen Rechtleitung erleuchtet wird. Ein Fortschritt, der auf Spiritualität basiert, ein Fortschritt, der sich in einem Gleichgewicht befindet und alle Aspekte des menschlichen Lebens umfasst: spirituell, geistig, moralisch, ästhetisch und physikalisch.
Den gleichgewichtigen Charakter des Islam und den Fortschritt, zu dem er anregt, ehrend, sagt der berühmte Orientalist Prof. H.A.R. Gibb:
„In der westlichen Welt bewahrt der Islam immer noch das Gleichgewicht zwischen zwei übertriebenen Gegensätzen…Für die vollständige Entwicklung eines kulturellen und teilweise auch spirituellen Lebens kann Europa nichts anderes tun, als von der Kraft und den Kapazitäten, die in der islamischen Gesellschaft liegen, zu profitieren.“ (Whither Islam?, S.378)
L. Die Religion der wissenschaftlichen Aufgabe
Während andere Religionen sich vor der Wissenschaft schämen, ist im Islam die Wissenschaft eine Pflicht. Das Ziel dieser wissenschaftlichen Aufgabe ist jedoch nicht der ungleichgewichtige Genuss körperlicher Leidenschaften und die Tyrannei der Geschöpfe, sondern die Vermehrung der Liebe zu Gott, indem man sein Wissen über Seine Werke vermehrt. Auch ist das Ziel der Dienst an die Menschheit, indem man die Naturgewalten unter seine Kontrolle bringt.
Über die Rolle des Islam als Eröffner der Ära moderner Wissenschaften sagt Briffault, der bekannte Gelehrte, im Rahmen der Geschichte der Zivilisationen: „…Obwohl es keinen Aspekt des europäischen Fortschrittes gibt, in dem der entscheidende Einfluss der islamischen Kultur nicht nachweisbar wäre, ist es nirgends klarer und gewaltiger als in der Entstehung der Macht, die auf der permanenten, besonderen Stärke der modernen Welt basiert und die Quelle seines überwältigenden Sieges ist – in den Naturwissenschaften und dem wissenschaftlichem Geist…Unsere Wissenschaft schuldet den Arabern nicht nur die unglaublichen Entdeckungen von revolutionären Theorien; Die Wissenschaft schuldet der Kultur der Araber viel mehr – nämlich ihre grundlegende Existenz. Die altertümliche Welt war, wie wir sie sehen, eine vor-wissenschaftliche. Die Astronomie und Mathematik der Griechen war ein fremder Import, der niemals gänzlich der Kultur der Griechen einverleibt wurde. Die Griechen systematisierten, verallgemeinerten und stellten Theorien auf, doch die geduldigen Wege der Untersuchung, die Ansammlung sicherer Kenntnisse, die sehr genauen Methoden der Wissenschaft, detaillierte und längere Beobachtungen und experimentelle Untersuchungen waren dem Temperament der Griechen unbekannt…Was wir Wissenschaft nennen, erhob sich in Europa als ein Resultat des neuen Untersuchungsgeistes, der neuen Methoden der Nachforschung, die Verfahrensweisen bei
Experimenten, Beobachtungen, Messungen und der Entwicklung der Mathematik – allesamt in dieser Form den Griechen unbekannt. Dieser Geist und diese Methoden wurden in die europäische Welt durch die Araber eingeführt…. Weder Roger Bacon noch sein späterer Namensvetter haben ein Recht darauf, dass ihnen die Einführung der experimentellen Arbeitsweisen zugeschrieben werden. Roger Bacon war nicht mehr als ein Abgesandter der muslimischen Wissenschaft und deren Methoden in Europa und er versäumte es niemals, zu erwähnen, dass das Wissen über das Arabische und die arabische Wissenschaft der einzige Weg für seine Kollegen sei, wahres Wissen zu erlangen. Diskussionen darüber, wer der Erfinder der experimentellen Methoden war, sind Teile einer kolossalen Fehlinterpretation der Ursprünge europäischer Zivilisation. Die experimentellen Methoden der Araber waren in der Zeit Bacons weitverbreitet und wurden eifrig in ganz Europa weiterentwickelt…Wissenschaft ist der größte und wichtigste Beitrag der arabischen Zivilisation an der modernen Welt…es war nicht nur Wissenschaft, die das Leben nach Europa zurückbrachte. Andere und mannigfaltige Einflüsse der islamischen Zivilisation führten zu den ersten aufleuchtenden Lichtern des europäischen Lebens.“ (Making of Humanity, S.190-202)
H. G. Wells, eine andere große, westliche Autorität, musste Folgendes zugeben: „Durch die Araber geschah es und nicht durch lateinische Wege, dass die Welt das Geschenk des Lichts und der Macht erhielt. (d.h. wissenschaftliche Methoden).“
Wegen seiner tiefverwurzelten Feindschaft gegenüber dem Islam, der im Mittelalter eingepflanzt wurde, war der Westen sehr langsam in der Anerkennung der Tugenden des Islam. Zugaben und Geständnisse jedoch kommen allmählich, ob gewillt oder nicht. So wurde, wie wir es oben sahen, zugegeben, dass die Muslime dem Westen sowohl die wissenschaftlichen Methoden und auch die wissenschaftliche Inspiration übergaben und eingaben. Doch die Muslime selbst bekamen dies durch den ehrenwerten Qur’an. Dieser Fakt wurde letztendlich auch akzeptiert und zugegeben.
Beispielsweise sagt Stanislaus Guyard: „Im siebten Jahrhundert unserer Zeit lag die Welt im Todeskampf. Die arabischen Eroberungen flößten ihr neues Blut ein… Muhammad gab ihnen (den Arabern) den Qur’an, welcher der Anfangspunkt ihrer neuen Kultur war.“ (Encyclopedie des Sciences Religieuses, Tome IX, S. 501)
Die Gegner des Islam herausfordernd und sich auf den Qur’an beziehend, sagt Dr. A. Bertherand: „Lass sie dieses große Buch lesen und darüber nachdenken: Sie werden darin, in jeder Passage, einen konstanten Angriff gegen Götzendienst und Materialismus finden; Sie werden lesen, dass der Prophet unaufhörlich die Aufmerksamkeit und das Nachdenken seiner Leute auf die gegebenen Wunder, auf die mysteriösen Phänomene dieser Schöpfung lenkte……. Jene, die diesem Ratschlag folgten, waren es – wie wir es schon beschrieben haben in diesem Studienkurs – die Schöpfer einer Zivilisation, welche bis heute atemberaubend ist.“ (Contribution des Arabs au progress des Sciences Medicales, S.6)
Emmanuel Deutsch beobachtet: „Mit Hilfe des Qur’an kamen die Araber nach Europa, um ein Licht für die Menschheit anzuzünden, und zwar nur sie, während die Finsternis überall gegenwärtig war… [Sie kamen, um] dem Westen und Europa Philosophie, Medizin,
Astronomie und die goldene Kunst der Musik zu lehren, um an der Spitze der modernen Wissenschaft zu stehen und letztendlich uns mittelmäßige Imitatoren zum ewigen Weinen zu bringen aufgrund des Tages, an dem Granada fiel…“
M. Religion der Heiligkeit der Arbeit
Im Islam ist jede ehrliche Arbeit heilig und stellt das Lebensblut für den menschlichen Fortschritt dar. „Für den Menschen ist nur das, wonach er strebt.“, sagt der geehrte Qur’an, und: „Der Arbeiter ist der geliebte Gottes.“, sagt der geehrte Prophet Muhammad – Allahs Friede und Segen seien auf ihm. Deswegen ist „Faulheit“ eine Sünde und die „Strebsamkeit“ eine Tugend im Islam.
N. Religion des höchsten Ideals in der Ethik
Islam baut das Fundament der Ethik auf „der Unterwerfung unter den göttlichen Willen“ auf und gibt der Menschheit das ethische Ideal der Nachahmung der göttlichen Eigenschaften, wie wir vom geehrten Propheten Muhammad – Allahs Friede und Segen seien über ihm – beauftragt wurden: „Charakterisiert euch mit den göttlichen Eigenschaften.“
„Die höchste Form der religiösen Ethik“, sagt Sir Richard Gregory: „ist jene, in welcher das Ziel des Benehmens vollkommen ist und bei der es einen bedingungslosen Gehorsam zu dem gibt, was man als den Willen Gottes versteht…(dieser Gehorsam) kann eine fröhliche und spontane Akzeptanz einer Art des Lebens sein.
O. Religion des Friedens und der Gutmütigkeit
Das Wort Salam, welches Frieden bedeutet, besitzt eine enge Wortverwandtschaft mit dem Wort Islam. So ist es, dass das Konzept des FRIEDENS ein fester Bestandteil des Wortes ISLAM ist. Wahrlich, dieses Konzept durchdringt die Religion des Islam durch und durch. Denn Gott, gemäß dem Qur’an, ist as-Salam, das heißt „die Quelle des Friedens.“ Der Gruß des Muslims, welcher das Ideal des islamischen Lebens verkörpert, ist as-salamu ‘alaykum, Frieden sei auf dir. Die Heimat der Rechtschaffenen, zu welcher der Qur’an die Menschheit einlädt, bezeichnet er als Dar as-Salam, das Haus des Friedens.
Eines der Ideale des muslimischen Lebens ist die Erreichung des Friedens in allen Bereichen – Frieden mit sich selbst durch eine harmonische Selbst-Realisierung; Frieden mit den restlichen Geschöpfen durch die Bewahrung der gutmütigen Haltung, welche fundamental ist; Und letztendlich Frieden mit Gott durch die Ergebung in Seinen göttlichen Willen.
P. Religion der Anstrengung (Jihad-Dschihad)
Das islamische Konzept des Friedens ist jedoch nicht utopisch. Denn der Islam ist eine praktische Religion par excellence – eine Religion der Anstrengung (dschihad) – weswegen er keine Handlung vorschreibt, die unnatürlich oder nicht praktizierbar wäre. Deswegen erlaubt der Islam beispielsweise in internationalen Beziehungen, obwohl grundlegend geneigt zur Bewahrung des Friedens und der Gutmütigkeit, die Teilnahme der Muslime am
Krieg, wenn es moralisch unvermeidbar ist – wenn kein anderer Weg mehr gegeben ist, um die Gerechtigkeit zu bewahren, welche der Frieden selbst ist.
Das Wort „Dschihad“, das oft von jenen, die den Islam falsch darstellen, in Bezug auf die Kriege in der islamischen Geschichte geschändet wurde, bedeutet Anstrengung. Gemäß dem Islam gibt es zwei Arten dieser Anstrengung:
- 1. Die Anstrengung, um das eigene, niedrige Ich, zu unterjochen und zwar mit dem eigenen hohen Selbst. Dies ist die hohe Form des Dschihad und seine Funktion ist auf rein spiritueller Basis.
- 2. Anstrengung zur Vernichtung der bösen Mächte auf kollektiver Ebene. Dies ist der kollektive Dschihad.
Der kollektive Dschihad kann, um es zu wiederholen, entweder auf eine friedvolle Art geführt werden, nämlich in der Verbreitung des Islam und seiner Etablierung im gemeinschaftlichen Leben der Mensch durch Predigen und Reform oder er kann in einer kriegerischen Art gegen die Aggressoren geführt werden.
Die islamische Erlaubnis zur Kriegsführung gilt grundsätzlich für defensive Zwecke. Der Islam entfernt nicht nur alle Arten der unmoralischen Impulse des Krieges, sondern bestimmt eine feste Kriegsethik, welche in ihrer Einfachheit und Menschlichkeit alle anderen Kriegsethiken, die jemals bekannt waren, in den Schatten stellt.
O. Houdas sagt: „Das Qur’anische Wort: „Und kämpfe für die Sache Gottes gegen jene, welche gegen dich kämpfen; Doch begehe nicht die Ungerechtigkeit, dass du sie zuerst angreifst und wahrlich, Gott liebt die Ungerechten nicht….“ (2;190)…. Dschihad soll [demnach] geführt werden, um den Islam gegen Aggression zu schützen…. Wenn der Krieg beendet war, zeigten die Muslime immer eine große Toleranz gegenüber dem erobertem Volk, indem sie ihre Gesetze und ihre Religion nicht antasteten.“ (La Grande Encyclopaedie, Tome 20, S. 1006)
„In ihren Eroberungskriegen“, sagt E. Alexander Powell, „legten die Muslime einen Grad der Toleranz dar, welcher viele Christlichen Nationen beschämen müsste.“ (The struggle for power in Moslem Asia, S. 48)
Q. Religion des „Kein Zwang im Glauben“
Die Zwangsmissionierung wurde im Islam ausdrücklich verboten, wie es die Qur’anische Ayat sagt: „Es gibt keinen Zwang im Glauben.“, und die Propaganda, dass die Muslime mit dem Qur’an in der einen und dem Schwert in der anderen Hand loszogen, um die Nicht-Muslime mit Zwang zu missionieren, sind erfundene Fabeln. Wahrlich, diese Fabel ist so unglaublich grundlos, dass sogar ein Feind des Islam, wie der Pfarrer Rev. Dr. O‘ Leary, zugeben musste:
„Die Geschichte zeigt uns klar, dass die Legende des fanatischen Muslims, der durch die Welt zog und den Islam den verschiedenen Nationen mit dem Schwert aufzwang, eine der absurdesten Mythen ist, welche die Historiker jemals wiederholten.“ (Islam at the Cross-Roads, S.8)
R. Religion der Brüderlichkeit
Islam lehrt durch häufige Wiederholungen die Liebe zu Gottes Geschöpfen im Allgemeinen und zu der menschlichen Familie im Besonderen. Der geehrte Prophet – Allahs Friede und Segen seien auf ihm – sagt: „Der Beste von euch ist derjenige, der am allerbesten zur Menschheit ist.“ Der Islam erachtet die Menschheit als eine Bruderschaft, innerhalb derer er die Existenz einer „islamischen Bruderschaft“ bestätigt, in der alle Unterschiede – die sozialen Schichten und Stämme, Rassen und Farben, Sprachen und Herkunft – verdrängt und ausgelöscht werden und der die Aufgabe zugeteilt wurde, als Diener und Vorreiter der göttlichen Führung für die größere menschliche Bruderschaft zu fungieren.
Seite an Seite mit dem Benehmen, das man innerhalb der islamischen Bruderschaft achten soll, gibt der Islam auch einen definierten Kodex für die menschliche Liebe, welche sich auf die Beziehungen der Muslime zu der restlichen großen Gesellschaft der Menschen bezieht.
„Die Bruderschaft des Muhammadanismus“, sagt Dr. Leither: „sind nicht einfach nur Worte. Alle Gläubigen sind gleich, wie auch ihr Hohepriester.“ (Muhammadanism, S.18)
Der holländische Orientalist Snouck Hogronje sagt: „Dem Ziel, die menschliche Rasse in einem Bund zu vereinen, kam der Islam so nahe, wie keine andere Ideologie es je konnte. Denn der Bund der Nationen, der sich auf Muhammads Religion aufbaut, nimmt das Prinzip der „Gleichheit aller menschlichen Rassen“ so ernst, dass es alle anderen Gesellschaften beschämt.“ (Muslim World Today)
S. Religion der spirituellen Demokratie
Auf der Ebene der Anbetung steht der Islam für den Aufbau einer direkten Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, ohne die Vermittlung eines Priesters dazwischen. So ist jeder Muslim und jede Muslima sein eigener Priester oder ihre eigene Priesterin.
Es ist falsch, die Gelehrten (‘ulama) oder die Führer (aimmah) in den Gemeinschaftsgebeten innerhalb der Moschee als Priester zu sehen. Jeder gute Muslim, der den Islam kennt, kann das Gebet anführen, während die ‘Ulama lediglich Gelehrte und Experten der islamischen Wissenschaft sind und eine bestimmte Verantwortung auf sich genommen haben, welche auf den Schultern der gesamten islamischen Bruderschaft liegt. Denn der Islam will, dass alle Muslime, ob Mann oder Frau, wissende ihrer Lehren sind und nicht, wie zum Beispiel im Hinduismus, dass nur jene aus der Kaste der Brahmanen dieses Privileg genießen.
Rev. W. Wilson Cash, der berühmte christliche Missionar und feindliche Kritiker des Islam, musste zugeben: „Der Islam gewährte den Menschen eine Ehre, welche nur seine Eigenart ist… direkter Zugang zu Gott ist einer der starken Reize des Islam.“ (The Expansion of Islam, S. 177)
T. Religion der Menschenwürde
Durch die Betonung der Freiheit als das Geburtsrecht eines jeden Menschen, durch die Ausrufung der Menschen als Gleichgestellte, unabhängig von ihrer Kaste, Farbe oder Herkunft, durch die Ablehnung der Erbsünden-Theorie und aller anderen Theorien des schlechten Ursprungs der Menschheit, durch die Bestätigung der Abstammung Adams als die ehrenvollste Schöpfung Gottes, durch die Erhebung der Menschheit zum Status der Stellvertretung Gottes auf Erden, durch das ethische Ideal der Nachahmung der Attribute Gottes und durch die Betonung, dass die Eroberung des Universums das Schicksal des Menschen sei, erhebt der Islam die Würde des Menschen auf den höchst denkbaren Platz, den man sich vorstellen kann.
Die Menschheit litt auf unterschiedliche Arten unter verschiedenen falschen Annahmen, welche die vorislamischen Kulturen und Religionen über die Menschenwürde verbreiteten, als der Islam erschien. Gewalt wurde verübt im Namen der Kaste, des Stammes und der Rasse und eine große Masse der Menschheit wurde auf den Stand der Leibeigenen und Sklaverei reduziert, welche eine der ältesten Institutionen war, die von verschiedenen Rassen und Menschen Europas sowie Asiens praktiziert wurde, einschließlich der Araber. Dies wurde mit Erlaubnis solcher Schriften wie der Bibel ohne geringste Gewissensbisse ausgelebt. Islam erhob seine kräftige Stimme im Protest gegen all dieses Übel und gab der Welt eine Philosophie und Gesetzgebung, welche ihn zum Erretter aller Unterdrückten und Entrechteten machte.
Unter den vielen falschen Vorstellungen, die über den Islam von seinen Feinden verbreitet werden, gibt es eine, die sich auf die Sklaverei bezieht. Für ein richtiges Verständnis der Rolle des Islam in der Aufhebung der Sklaverei weisen wir den Leser auf mein Werk „Islam and Slavery“ hin. Hier in dieser kleinen Broschüre werden wir uns mit der kurzen Aussage eines objektiven, gerechten, nicht-muslimischen Wissenschaftlers des letzten Jahrhunderts zufrieden geben, der sagte: „Sein (d.h. Muhammads) Gesetz der Sklaverei ist: „Wenn Sklaven zu euch kommen, dann sollt ihr sie nicht einsperren und sie dann auf dem Marktplatz verkaufen, wenn sich keiner als Besitzer ausruft, wie es im 19. Jahrhundert das Gesetz des christlichen Englands und seiner Kolonien war, sondern – „lasst sie frei, und es ist euch verboten, sie wegzuschicken.“ (Qur’an, II., S.85) Und dies war ein Mann, der sich in der Wildnis Arabiens im siebten Jahrhundert erhob.“ (Westminster Review, Nr. IX, S. 221)
Sogar der feindliche und voreingenommene holländische Islamkritiker, Prof. Snouck Hurgronje, musste sagen: „Gemäß den Prinzipien Muhammads war die Sklaverei eine Institution, welche dazu bestimmt war, zu verschwinden.“
U. Religion der rationalen, sexuellen Sittlichkeit
Das Problem der Mehrehe
Die Islamische Ansicht der fundamentalen Gleichheit der Geschlechter wurde bereits unter „Religion der Einheit“ erwähnt und eine unparteiische historische Wertschätzung des Problems beweist ohne Zweifel, dass es der Islam war, der „die Ketten der Frauen sprengte, in welchen sie seit Anbeginn der Menschheit gelegt waren und ihnen einen sozialen Status sowie gesetzliche Rechte zuschrieb, die es in England viele Jahrhunderte lang nicht gab.“ (Lady Evelyn Cobbold, Pilgrimage to Mecca) Doch die weitverbreitete Propaganda der
Feinde des Islam in Verbindung mit der Mehrehe bedarf einer spezifischen Aussage darüber.
Vorher muss erwähnt werden, dass die Mehrehe weder die Erfindung des Islam war, noch wurde sie zur Pflicht erklärt. Sie existierte schon in den vorislamischen Gesellschaften und zwar seit unvorstellbaren Zeiten und zwar mit der Erlaubnis der Religionen und sie wurde praktiziert von vielen, welche als Heilige anerkannt werden, wie zum Beispiel im Alten Testament [Salomon und David]. Dort jedoch gab es diesbezüglich keinerlei Gesetze und so war es auch in der arabischen Gesellschaft vor der Offenbarung des Islam. Was der Islam tat, war die Regulierung der Mehrehe und die Unterwerfung dieser Tat unter bestimmte Regeln, Pflichten und Gesetze, um es als unerlaubt anzusehen, außer in Notfällen. Wahrhaftig, Monogamie war immer das Ideal und Polygamie war in der islamischen Gesellschaft eher die Ausnahme. Diesen Fakt sieht man in der Gegenwart und auch in der vergangenen Geschichte der muslimischen Gesellschaft und dies wurde von allen objektiven, gerechten Kritikern des Islam zugegeben. So sagt beispielsweise William Kelly Wright: „Die meisten Muhammadaner hatten zu allen Zeiten nur eine Frau.“ (Philosophy of Religion, New York, 1935)
Islam ist eine natürliche Religion und hat eine sehr ernste Ansicht über sexuelle Verbrechen und soziale Krankheiten. Konsequenterweise war es natürlich für den Islam, eine beschränkte und eingegrenzte Erlaubnis für die Polygamie zu geben, um soziale Strukturen gesund zu halten, in der sie die einzige natürliche Lösung ist. Wenn beispielsweise durch Kriege das natürliche Verhältnis der Geschlechter verändert wird, indem mehr Frauen als Männer existieren, gibt es nur noch zwei Alternativen: entweder weitverbreitete Prostitution oder Polygamie. Islam bevorzugt Letzteres und dies liegt im Interesse der Moral und des sozialen Status der Frauen. So ist es auch, wenn die Frau steril ist oder an einer unheilbaren Krankheit leidet, bei der es dann auch nur noch zwei Alternativen gibt: Entweder wird die erste Frau geschieden und es wird eine zweite, gesunde Frau genommen oder die Frau bleibt in ihrem Status als Frau unberührt und es kommt eine zweite Frau dazu.2 Ersteres würde schmerzhaft sein für die erste Frau und zum Altjungferntum für sie führen, während die Alternative ihren geehrten Status als Ehefrau bewahrt und es ihr weiterhin ermöglicht, ein normales, geregeltes Leben zu führen, ohne die Verführungen zum Bösen. Polygamie kann ebenfalls eine Notwendigkeit werden bei einer unheilbaren Krankheit von Hypersexualität des Mannes, der in meisten Fällen nach mehr als einer Frau verlangt, die seine biologischen Bedürfnisse erfüllen. In solchen Fällen erlaubt der Islam die Polygamie mit all seinen Verantwortungen und Beschränkungen, was in jedem Fall besser ist als das heuchlerische Festhalten an der gesetzlichen Monogamie.
Polyandrie jedoch ist im Islam nicht erlaubt (die Heirat einer Frau mit mehreren Männern), denn dies ist psychologisch ungesund, soziologisch nicht praktizierbar und biologisch sehr gefährlich für die Gesundheit der Menschen, die darin verwickelt sind. Verschiedene primitive Völker, in denen die Polyandrie praktiziert wird, sind infiziert mit verschiedenen Geschlechtskrankheiten.
2 Bedenken muss man auch, dass es einem solchen Mann dann verwehrt ist, Kinder zu bekommen und er keine andere Möglichkeit hat, seine Nachkommenschaft zu entwickeln.
Über die Polygamie redend, sagt Dr. Annie Besant: „Es gibt die vorgegebene Monogamie im Westen, doch in Wirklichkeit gibt es eine Polygamie ohne Verantwortung; Die „Mätresse“ wird rausgeworfen, wenn der Mann ihrer überdrüssig ist und sie wird reduziert auf eine Frau der Straße, denn der erste Geliebte hat keine Verantwortung für ihre Zukunft und um sie steht es hundertmal schlechter als um eine geschützte Frau und Mutter in einer Polygamie. Wenn wir tausende von miserablen Frauen sehen, welche die Straßen der westlichen Stadt in der Nacht bevölkern, müssen wir uns sicher fühlen, dass es nicht im Mund des Westens liegt, den Islam für die Polygamie zu kritisieren. Es ist besser für eine Frau, glücklicher für eine Frau, respektvoller für eine Frau, in einer Polygamie zu leben, mit einem Mann vereint, mit einem anerkannten Kind in ihren Armen und umgeben von Respekt, anstelle von Verführung und dann der Rauswurf auf die Straße, vielleicht mit einem außerehelichen Kind, frei von jeglichen gesetzlichen Ansprüchen, ungeschützt und unversorgt, um das Opfer eines jeden zu werden, der vorbeiläuft, eine Nacht nach der anderen, so dass man unfähig, ist die Mutterschaft auszuführen und von allen verachtet wird.“
Ein anderer Kritiker der westlichen sozialen Ordnung sagt: „Das Gesetz der Staates, basierend auf dem Dogma der Kirche, macht es zu einem kriminellen Akt, mehr als eine Frau zu heiraten und macht es mit dieser gleichen Regelung für Millionen von Frauen es illegal, Ehemänner und Kinder zu bekommen….Es ist nicht wahr, dass Jesus Christus die Monogamie predigte…Ob diese Frage nun aus sozialer, ethischer oder religiöser Sicht betrachtet wird, niemand kann aufzeigen, dass die Polygamie dem hohen Standard der Zivilisation widerspricht…Diese Option bietet eine praktische Heilung für die westlichen Probleme der mittellosen und unerwünschten Frauen; Die Alternative wären eine ständige und sich vermehrende Prostitution, Konkubinen und ein schmerzhaftes Altjungferntum.“ (J. E. Clare McFarlane: Case for polygamy)
V. Religion der Erlösung im Diesseits und Jenseits
Es ist eine auszeichnende Tugend des Islam, dass er sich nicht nur mit einer Erlösung nach dem Grab beschäftigt – der Erlösung im Jenseits – sondern dass er seine volle Aufmerksamkeit auf die Erlösung des menschlichen Lebens im Diesseits richtet – sie gar garantiert. Zu diesem Zweck bietet er umfassende Rechtleitung, welche moralische Perfektion, sozialen Fortschritt, wirtschaftliche Gerechtigkeit und politische Stabilität garantiert – kurz gesagt, alles, was nötig ist für die praktische Verwirklichung und Erlangung der wahren menschlichen Glückseligkeit in diesem irdischen Leben und für die harmonische Entwicklung der Menschheit.
Laura Veccia Vaglieri sagt: „Eine Religion, welche weder damit zufrieden ist, nur eine Theorie zu sein, die sich den Ambitionen der Natur des Menschen anpasst, noch mit dem Festsetzten außerordentlicher Anleitungen, die man entweder anwendet oder nicht, sondern auch noch ein Regelbuch für das Leben bietet, etabliert die fundamentalen Prinzipien unserer Sittlichkeit auf einer systematischen und positiven Basis, formuliert präzise die Aufgaben des Menschen sich selbst und den anderen gegenüber durch Regeln, welche zum Ausbau fähig und mit der weitgehenden intellektuellen Entwicklung im Einklang sind und die seine Gesetze als eine göttliche Erlaubnis sieht; so eine Religion
verdient unsere tiefgehende Verehrung, denn ihr Einfluss ist dauernd und heilsam für den Menschen.“ (Apologie de L’Islamisme, S.88)
W. Religion mit einer authentischen und perfekten göttlichen Schrift
Es gibt drei fundamentale Tugenden des geehrten Qur’an, der Schrift des Islam, welches sie einzigartig unter zwischen allen Schriften dieser Welt machen. Diese sind Folgende:
- 1. Die Authentizität seines Textes
2. Die Perfektion seiner literarischen Form
3. Der rationale Charakter, die Verständlichkeit und die Tiefe seiner Leitung
Nicht einmal eine kurze Erörterung dieser Tugenden ist in der hier einführenden Skizze des Islam möglich [, da sie den Rahmen sprengen würde]. Sie sind jedoch so fundiert, dass sogar die nicht-muslimischen Wissenschaftler des Westens, welche bereit sind, den Islam von jeder Seite anzugreifen, wenn sich die kleinste Möglichkeit ergibt, es in kräftigen Worten zugeben mussten.
Paul Casanova sagt, die Schönheit der Form des geehrten Qur’ans kommentierend: „Wann auch immer Muhammad – Allahs Friede und Segen seien auf ihm – nach einem Wunder gefragt wurde, welches die Authentizität seiner Botschaft beweisen würde, zitierte er die Zusammenstellung des Qur’an und seine unvergleichbare Exzellenz als den Beweis seiner göttlichen Herkunft. Und wahrlich, sogar für jene, die keine Muslime sind, ist nichts verwunderlicher als die Sprache, mit einer solchen Fülle und einem solchen Klang, dass sogar seine einfache Anhörung diese primitiven Menschen, die so fundiert waren in der Eloquenz, entzückt. Die Fülle seiner Silben mit einem grandiosen Rhythmus und einem außergewöhnlichem, großen Takt, war oftmals der Grund für die Konvertierung der ärgsten Feinde und Skeptiker.“ (L’Enseignement de l’Arabe au College de France, Lecon d’ouverture, April 26, 1909)
Laura Veccia Vaglieri sagt bezüglich seiner Perfektion in der Rechtleitung und der Authentizität des Textes: „Abseits der Perfektion seiner Form und Methoden, ist das Buch in seiner reinsten Substanz unnachahmlich, denn wir lesen in ihm, unter anderem, Vorhersagen zukünftiger Geschehen und Bezüge zu Fakten, welche mehrere Jahrhunderte oder im Allgemeinen ignoriert wurden und Anspielungen auf die verschiedensten Wissenschaften, ob religiöse oder weltliche. Insgesamt finden wir ihn ihm eine Sammlung von Weisheiten, welche von den intelligentesten Menschen übernommen werden können, von den größten Philosophen und den fähigsten Politikern…Doch es gibt noch einen anderen Beweis für die Göttlichkeit des Qur’an: Es ist der Fakt, dass er all die Jahrhunderte hindurch bewahrt wurde, seit seiner Offenbarung bis zum heutigen Tag. So wird dies auch immer bleiben, wenn Gott will und zwar solange dieses Universums existiert. Immer und immer wieder in der gesamten islamischen Welt gelesen, lässt dieses Buch im Gläubigen keine Sorgen mehr; Im Gegenteil, durch die Wiederholung wird er jeden Tag mehr und mehr geliebt. Es gibt dem Rezitator und dem Zuhörer dieser Worte das Gefühl von Ehrfurcht und Respekt. (Apologie de L’Islamisme, S. 57ff.)
X. Religion mit dem einfachsten Glauben
Der islamische Glauben ist so einfach wie die islamische Religion tiefgreifend ist. Seine ersten Fundamente sind folgende:
- 1. Die sieben Glaubenspunkte
Diese lauten: Glaube an (1) Allah, (2) die Engel, (3) die heiligen Schriften, (4) die Gesandten Allahs, (5) das Jenseits, (6) die Vorherbestimmung des Guten und Schlechten, (7) die Wiederauferstehung nach dem Tod.
2. Die „fünf Säulen“
Diese sind: (1) Die Erklärung und Akzeptanz des Glaubens an die Einheit Allahs und an die göttliche Prophetenschaft Muhammads sallallahu ‚alayhi wa sallam – La ilaha ill Allah, Muhammadur Rasullallah. (2) Die fünfmaligen Pflichtgebete, (3) Das Pflichtfasten im Ramadan, (4) die Almosensteuer – Zakah, (5) Die Pilgerfahrt zur Kaaba in Makkah für jene, die dazu fähig sind.
Ein christlicher Kritiker des Islam gesteht Folgendes: „Islam hatte die Kraft zur friedvollen Eroberung der Seelen durch die Einfachheit seiner Theologie, durch die Klarheit seiner Dogmen und Prinzipien, und die definierte Anzahl von Praktiken, die er verlangt. Im Gegensatz zum Christentum, welches seit seinem Ursprung einer ständigen Veränderung unterliegt, bewahrte der Islam seine eigene Identität.“ (Jean Lheureux: Etude sur L’Islamisme, S.35)
Für eine Wertschätzung der sieben Glaubenspunkte und der fünf Säulen, wird der Leser auf das Buch „The Principles of Islam“, geschrieben von seiner Eminenz Muhammad ‘Abdul Aleem Siddiqui, hingewiesen. Jedoch soll hier angemerkt werden, dass diese sieben Glaubenspunkte und die fünf Säulen nur das „erste Fundament“ ausmachen, während die gesamte Religion des Islam, welche auf diesem Fundament aufbaut und im Qur’an und in der prophetischen Tradition bewahrt wird, so umfassend ist, dass es die gesamte Brandbreite der notwendigen Leitung für das Leben des Menschen beinhaltet, ob physikalisch, moralisch, sozial oder spirituell.
Y. Muhammad sallallahu ‚alayhi wa sallam – Der Gipfel menschlicher Perfektion
Eine Lehre kann nicht allein durch ihre Existenz die Menschheit zur Tat inspirieren. Daher stellt das Lieben des geehrten Propheten Muhammad sallallahu ‚alayhi wa sallam, mehr als alle anderen Menschen und Dinge dieser Welt, der Glaube an ihn als die perfekte Verkörperung der menschlichen Vervollkommnung und als den absoluten Führer und den letzten und abschließenden Propheten [nach dem kein Prophet mehr kommen wird, ob im wahren oder metaphorischen Sinne] und dessen Nachahmung als das „beste Beispiel“ eine Vorbedingung des islamischen Glaubens dar.
Dies ist der theologische Status des Propheten Muhammad – Friede sei auf ihm – im Islam. In Bezug auf seine glänzende Persönlichkeit wären mehrere Bänder an Büchern nötig, um es zu beschreiben und nicht einmal die würden seiner gerecht werden.
Es heißt, das „beste Zeugnis sei jenes aus dem feindlichen Lager“. Deswegen werden wir hier einige kurze Aussagen der westlichen Islamwissenschaftler zitieren.
„Muhammads – Friede sei auf ihm – Gestalt war höchst majestätisch, sein Gesicht und seine Zügen waren wunderschön und er war beschenkt“, sagt der bekannte Orientalist Lane Poole, „mit mächtiger Vorstellungskraft, mit der Erhöhung der Gedanken, Sensibilität und Verfeinerung der Gefühle. Es wurde über ihn gesagt, dass er schamhafter war als eine Jungfrau hinter ihrem Vorhang. Er war höchst nachsichtig mit seinen Untergebenen und er erlaubte es nie, seine Diener zu tadeln, egal was sie taten. „Zehn Jahre“, sagt Anas, sein Diener, „stand ich im Dienst des Propheten und er sagte nicht mehr zu mir als „Uff“.“ Er war sehr zärtlich zu seiner Familie. Eines seiner Kinder starb an seiner Brust in einem verrauchten Haus des Kindermädchens, deren Mann ein Schmied war. Er war sehr liebevoll zu Kindern. Er hielt sie auf den Straßen an und streichelte ihre Köpfe. Niemals in seinem Leben schlug er ein Kind. Der schlimmste Ausdruck, den er jemals benutzte, war: „Was ist nur los mit ihm? Möge seine Stirn mit Schlamm verdunkelt sein!“ Wenn man ihn danach fragte, jemanden zu verfluchen, antwortete er: „Ich wurde nicht gesandt, um zu verfluchen, sondern wurde als eine Barmherzigkeit für die Menschheit gesandt.“ Er besuchte die Kranken, folgte jeder Totenbahre, die an ihm vorbeizog, akzeptierte die Einladungen der Sklaven zum Mahl, flickte seine eigene Kleidung, molk seine Ziegen selbst und wachte über sie – so wird es in einer zusammenfassenden Überlieferung berichtet. Niemals streckte er seine Hand nach der Hand eines anderen Mannes als erstes aus wandte wand sich nicht vom Menschen ab, bevor dieser sich nicht abwand.
Er war der treuste Beschützer jener, die er unter seinen Schutz nahm, der Angenehmste in Konversationen. Jene, die ihn sahen, waren plötzlich mit Ehrfurcht erfüllt, doch jene, die ihm nahe kamen, liebten ihn; Jene, die ihn beschrieben, sagten: „Ich habe noch nie jemanden wie ihn davor und danach gesehen.“ Er war sehr schweigsam, aber wenn er sprach, dann sprach er überlegt und betont und niemand konnte seine Worte vergessen.
Er lebte mit seinen Frauen in einer Reihe armseliger Hütten, die voneinander getrennt waren mit Wänden aus Palmästen, die mit Schlamm zusammengeklebt wurden. Das Feuer fachte er an, das Haus fegte er und er molk seine Ziegen selbst. Das wenige Essen, was er besaß, teilte er mit denen, die zu ihm kamen, um einen Anteil daran zu haben. Wahrhaftig, außerhalb des Hauses des Propheten sallallahu ‚alayhi wa sallam war eine Ansammlung oder eine Raum, indem sich immer eine Anzahl armer Leute befand, die durch seine Großzügigkeit lebten, und die deswegen, „Die Leute des Hofes [ahl al-suffa]“ genannt wurden. Seine gewöhnliche Nahrung bestand aus Datteln und Wasser oder Brot aus Gerstenkorn. Milch und Honig waren Luxusgüter, die er sallallahu ‚alayhi wa sallam liebte, aber die er sich selbst selten genehmigte. Die Kost der Wüste schien für ihn angenehm, obwohl er der Herrscher Arabiens war…
„Es gibt an dieser Person etwas solch Zärtliches und Weibliches und andererseits wiederum solch Heroisches, dass man Gefahr läuft, sein Urteil unbewusst durch das Gefühl der Verehrung und geradezu Liebe, welche solch eine Natur inspiriert, blind zu fällen. Er, der allein jahrelang dem Hass seines Volkes standhielt, ist die gleiche Person, die niemals als erstes seine Hand aus der Hand des anderen zog, der Geliebte der Kinder, die niemals an
ihm vorbeiliefen, ohne ein Lächeln von ihm zu ernten und ein nettes Wort, in einem vollkommen zärtlichen und liebevollen Ton. Die offene Freundschaft, die noble Großzügigkeit, die furchtlose Courage und seine Hoffnung – all dies führt dazu, dass die Kritik schmilzt und sich zur Verehrung wandelt.
Er war ein Enthusiast und zwar im geehrten Sinne – wenn Enthusiasmus das Salz der Erde wird; Das wird, was den Menschen vor dem Verfaulen bewahrt, während er lebt. Enthusiasmus wird oftmals zum Trotz benutzt, denn es hängt oftmals mit unwürdigen Angelegenheiten zusammen, welche auf die nackte Erde fallen und keine Früchte tragen. Dies war aber nicht der Fall bei Muhammad – Friede sei auf ihm. Er war ein Enthusiast, als Enthusiasmus etwas war, was die Welt benötigte, um in Flammen aufzugehen und sein Enthusiasmus war geehrt und für eine geehrte Sache. Er war einer der wenigen Glücklichen, die eine erhabene Freude darin fanden, eine große Wahrheit zur Lebensquelle zu machen. Er war der Gesandte des einen Gottes und niemals vergaß er, wer er war oder was seine Botschaft war, dessen Rückenmark seine Existenz darstellte. Er brachte seine frohen Botschaften mit einer Vornehmheit, welche aus der Überzeugung seines hohen Amtes zeugte und mit einer überaus süßen Demut.“ (Speeches and Table Talk of the Prophet Muhammad, Introduction: XXVIII – XXX).
„Die essenzielle Natur Muhammads“, sagt Professor Nathaniel Schmidt, „kann nicht in Frage gestellt werden und historische Kritik, welche keine Fakten auslässt, nichts mit Leichtgläubigkeit aufnimmt, jede Aussage auf die Waage legt, keinen parteiischen Interessen nachgeht und nur die Wahrheit sucht, muss seine Behauptung, zu der Reihe der Propheten zu gehören, bestätigen. Jene Propheten, welche – was auch immer ihre psychologischen Erfahrungen waren – auf verschiedene Arten ermahnten, lehrten, ihre asketischen und erhabenen Gedanken äußerten, die Prinzipien darlegten, die geehrter waren als jene, die sie vorfanden und die sich furchtlos ihrem hohen Ruf hingaben, unwiderstehlich zu ihrer Aufgabe hingezogen durch eine Kraft in ihnen.“ (The New International Encyclopaedia, Vol. XVI, S. 72)
Über den glorreichen Erfolg sprechend, welcher der Mission des geehrten Propheten Muhammad sallallahu ‚alayhi wa sallam folgte, sagt Carlyle: „Für die arabische Nation war der Islam eine Geburt aus der Dunkelheit ins Licht; Arabien wurde erst durch ihn lebendig. Ein armes Hirtenvolk, in der Wüste unbemerkt seit der Existenz der Welt herumlaufend; ein heldenhafter Prophet wurde zu ihnen herabgesandt mit einem Wort, welches sie glauben konnten. Dann sehe, wie die Unbemerkten plötzlich die Geehrten wurden, wie die kleinen zu einer Weltgröße wuchsen. Innerhalb eines Jahrhunderts hält Arabien Granada in der einen und Delhi in der anderen Hand, glänzend in Tapferkeit und Prunk und im Lichte des Genies, scheint sie lange Zeiten über einen großen Teil der Welt. Diese Araber, der Mann Muhammad und dieses eine Jahrhundert – ist es nicht so, als wäre ein Funken gefallen, ein Funken auf schwarzen, unbemerkten Sand? Doch nein! Dieser Sand stellte sich als Schwarzpulver heraus, der in die Luft flog und bis nach Granada und Delhi sich ausdehnte!“ (Heroes and Hero Worship: Chapter on „Hero as Prophet“)
O. Houdas, der französische Wissenschaftler, sagte ein halbes Jahrhundert vorher über die innere Vitalität der Botschaft des Propheten Folgendes: „Niemals entwickelte sich eine
Religion mit gleichartiger Geschwindigkeit. In weniger als einem halben Jahrhundert verbreitete sich der Islam vom Flussbett des Indus bis zu den Küsten des Atlantischen Ozeans und wenn diese Bewegung sich auch verlangsamt hat, so besteht sie nach 1400 Jahren immer noch. Nach dem Eindringen in Indien, in China und Malaysia setzt der Islam seine Eroberungszüge auf Afrika weiter fort, bis dieser komplett muslimisch wird. Ohne spezielle Missionare und ohne die Unterstützung von Waffenkraft, konvertierte die Religion Muhammads den schwarzen Kontinent und es ist nicht möglich, ohne Bewunderung die Existenz einiger kleiner weißer Gemeinschaften in England und Amerika zu erwähnen, welche den Islam angenommen haben und Anstrengung darin zeigen, ihn zu predigen. Die Invasion Europas – heute kaum sichtbar – wird sicherlich voranschreiten.“ (La Grande Encyclopaedie, Tome 20, article: Islamisme).
Z. Absorbierung in der Liebe Gottes und das letzte Ziel
Die Entwicklung und die Absorbierung in der Liebe zu Allah, und das Durchdringen des Herzens mit dieser süßen Ekstase der Liebe, bis eine Person vollkommen unfähig wird, gegen die göttlichen Befehle zu handeln, ist das letzte Ziel, welches dem Muslim ein permanentes Leben gewährt – ein Leben in Frieden, Entwicklung und Perfektion.